Schlagwort: Gleiter
Arten von Gleitern
Ansprüche an Möbelgleitern
Möbelgleiter stehen vor der ständigen Herausforderung, sich in das Gestaltungskonzept von Möbeln zu integrieren und gleichzeitig den Anforderungen der Einsatzumgebung und der Möbelnutzung gerecht zu werden. Oft sollen sie über die gesamte Lebensdauer des Möbels unauffällig funktional bleiben.
Möbeldesigner und -hersteller entwickeln neue Möbel im Rahmen von umfassenden Design- und Funktionsstudien. Dabei sind Möbelgleiter bereits integraler Bestandteil des Designs. Neben zum Teil sehr aufwändigen Eigenentwicklungen werden Möbelgleiter häufig als Zukaufteile aus den Sortimenten entsprechender Lieferanten verwendet. Möbel, die wenig bewegt oder stark belastet werden, sind bei der Auswahl eines Möbelgleiters unkritisch, während Stühle die sorgfältige Auswahl eines geeigneten Gleiters erfordern.
Spannungsfeld Stuhl – Bodenbelag – Nutzung
Die Möbelgleiter sollen so beschaffen sein, dass
- der Bodenbelag nicht beschädigt wird
- der Bodenbelag den Gleiter nicht übermäßig schädigt -> Verschmutzung, Versiegelung mit Hartstoffen, etc.
- wenig Geräusch beim Bewegen der Stühle entsteht
- das Bewegen der Stühle angenehm leicht, aber nicht zu leicht erfolgt -> Verrutschen beim Hinsetzen
- missbräuchliche Nutzung (Kippeln, Fallen, etc.) toleriert wird und dabei der Boden unbeschädigt bleibt
Gestaltungsarten von Möbelgleitern
In den letzten Jahrzehnten haben sich folgende Spielarten von Gleitern verbreitet:
1. Einteilige Gleiter
Sie sind meist preiswert und erlauben eher flache und weniger auffällige Designs. In den meisten Fällen bestimmt die Qualität der Befestigung am Stuhl die Größe. Sie werden aus folgenden Materialien angeboten
- Polyethylen (PE),
- Polypropylen (PP)
- Polyamid (PA)
- Polyoxymethylen (POM)
- Polykarbonat (PC)
Hier einige Beispiele aus unserem Sortiment
2. Zwei oder mehrteilige Gleiter, stoffschlüssig mit
- sehr fest geklebten
- aufgeschweißtem oder
- um- , aufgespritztem Gleiteinsatz
Diese bieten eine genauere Anpassung an gegebene Bodenbeläge, sind jedoch in der Herstellung aufwendiger und dadurch häufig teurer.
Beispiele aus unserer Produktpalette:
3. Zwei oder mehrteilige Gleiter, formschlüssig mit
- montiertem Gleiteinsatz
Bei montierten Gleitern kann der Einsatz bei Bedarf ausgetauscht werden. Dadurch sind die Gleiter in der Regel etwas größer, aufwendiger in der Herstellung und teurer als die erste Variante. Beispiele:
Gleiteinsätze
Für die Gleiteinsätze bzw. ein- oder aufgebrachten Gleitbesätze haben sich folgende Formen bzw. Materialien verbreitet:
- Filz-Stanzteile
- eingepresst
- mit Kunststofffassung umspritzt montiert oder eingerastet
- aufgeklebt
- mittels Reibschweißen aufgeschweißt
- Einteilige harte Kunststoffformteile (PE, PP, PA, POM, PC, etc.)
- umspritzt
- geklebt
- mittels Reibschweißen aufgeschweißt
- eingepresst
- montiert
- eingerastet
- Edelstahlschalen
- um den Gleiter gebördelt
- Verchromte oder vernickelte Stahlschalen
- um den Gleiter gebördelt
- Einteilige weiche Kunststoffformteile (Elastomere und thermoplastische Elastomere)
- umspritzt
- geklebt
- mittels Reibschweißen aufgeschweißt
- eingepresst
- montiert
- eingerastet
- Stoffschlüssige Verbundformteile aus weichelastischem Träger und gleitfreudiger Folie (Elastomer oder thermoplastisches Elastomer [TPE] mit Folie aus Polytetrafluorethylen [PTFE, Markenname z. B. ™Teflon], ultrahochmolekularem PE oder strahlenvernetztem ultrahochmolekularem PE)
Was können Stuhlgleiter leisten?
Stuhlgleiter bzw. Gleiteinsätze von Stuhlgleitern sind Verschleißteile und bedürfen der Wartung und bei empfindlichen Böden der vorbeugenden Inspektion. Es gibt keine universellen Bodengleiter für alle Bodenbeläge. Es gibt zwar Gleitflächenmaterialien, die auf allen Bodenbelägen einsetzbar sind, jedoch mit dem Zielkonflikt der
- Haltbarkeit
- z. B. PTFE
- Filz
- funktionellen Unvereinbarkeit
- z. B. TPE-U/PUR = hervorragende Haftung
- PTFE = extrem geringer Reibungs- bzw. Haftwiderstand
Die Haltbarkeit hängt zunächst ganz entscheidend von der richtigen Auswahl des Stuhlgleiters ab:
- Aufstellfläche des Stuhlgleiters bzw. Gleiteinsatzes im Verhältnis zur Nutzlast
- Personengewicht + Stuhlgewicht
- Richtige Wahl des Gleiteinsatzmaterials passend zum Bodenbelag
- Nutzungsverhalten bzw. Nutzungsart
- Farbe des Gleiteinsatzes
Aus unterschiedlichen Gründen (Design, Kosten, Gewicht, usw.) werden häufig Stahlrundrohre mit kleinem Durchmesser oder gar verjüngte, hydraulikdruckumgeformte Stahlrohre mit kleinem Durchmesser in Stahlrohrstühlen verbaut. Die Erwartung der Möbelhersteller ist dann oft, dass die Stuhlgleiter im Verhältnis zum Stahlrohrdurchmesser keine auffallend großen Gleitflächen aufweisen.
Dabei ist mit Blick auf den Verschleiß der Gleiteinsätze zu berücksichtigen, dass dieser mit abnehmendem Durchmesser quadratisch ansteigt. Zudem steigt die Druckbelastung des Bodens quadratisch an. Auch die Befestigung und der feste Halt von Stuhlgleitern wird bei abnehmendem Durchmesser der Stuhlrohre zunehmend schwieriger. Bei Freischwingerstühlen bzw. Stahlrohrstühlen ohne aufstehende Stuhlbeine mit geringerem Stahlrohrdurchmesser (18-22 mm) ist das weniger kritisch, wenn die Gleitfläche ausreichend lang bemessen sein kann.
Die Wahl des Gleiteinsatzmaterials richtet sich nach den Erfordernissen des Bodenbelags und dem gewünschten Komfort. Die Bodenbelaghersteller sollten die geeigneten bzw. verträglichen Gleitmaterialien und die Mindestgleitfläche je Stuhl bei ihren Produkten auflisten. Bei der Komfortvorgabe bzgl. geringem Geräusch ist zu berücksichtigen, dass weiche Materialien (Filz, Elastomere, thermoplastische Elastomere) mit abnehmender Härte deutlich schneller verschleißen. Im Hinblick auf die Komfortvorgabe der besonders leichten Verschiebbarkeit ist zu berücksichtigen, dass die Werkstoffe PTFE und ultrahochmolekulares PE bzw. strahlenvernetztes ultrahochmolekulares PE nicht in Standardverfahren thermoplastisch zu Formteilen verarbeitet werden können, sondern in der Regel als Folienhalbzeuge oder gesinterte Pressteile zur Weiterverarbeitung zu einem stoffschlüssigen Verbundformteil vorliegen. Die Verschleißfestigkeit der verfügbaren und verarbeitbaren Folien ist begrenzt, so dass trotz der geringen Reibung und des daraus resultierenden geringen Abriebs bei intensiver Nutzung nur eine mittlere Haltbarkeit zu erwarten ist.
Extreme Anforderungen durch die Nutzer oder die Nutzungsart stellen sich in der Regel in Schulen und bei Massenbestuhlungen mit Stapelstühlen ein. Hier hilft nur eine gute Bodenreinigung in Verbindung mit einer regelmäßigen Wartung. Sehr oft kommt noch Vandalismus hinzu. Diesen Anforderungen können Stuhlgleiter nicht mit einer langen Haltbarkeit gerecht werden.
Auf empfindlichen Böden können naturfarbene Gleiteinsätze gewährleisten, dass der Abrieb spurenlos zu beseitigen ist, währenddessen eingefärbte Gleiteinsätze oder Gleiter Spuren hinterlassen können, die schwer oder gar nicht zu beseitigen sind.
Des Weiteren sind dann folgende Kriterien zu berücksichtigen:
- Bodenpflege und Bodenreinigung
- Bodenbelagart
- Qualität der Bodengestaltung
Bodenreinigung und Bodenpflege in Abhängigkeit des Verschmutzungs- und Abnutzungsgrades sind unerlässlich. Kleine harte Körnchen setzen sich in allen Gleitflächen fest und verkratzen dann beim Bewegen der Stühle den Boden und radieren zusätzlich die Gleitfläche des Stuhlgleiters.
In Stahl- oder Edelstahlschalen werden so scharfkantige Riefen erzeugt, die wiederum am Boden arbeiten. Einige Bodenbelaghersteller versiegeln ihre Bodenbeläge mit einem Korund haltigen Decklack, um den Bodenbelag gegen Kratzer zu schützen.
Korund ist jedoch ein sehr hartes Schleifmittel und radiert die Gleiter und Gleiteinsätze in kürzester Zeit ab.
Die Bodenbelagart gibt bereits vor, mit welchem Reibungs- und Haftungsniveau beim Verschieben der Stühle und mit welchem Geräuschpegel beim Verrücken der Stühle zu rechnen ist. Dementsprechend können dann mehr gleitende oder mehr stoppende Stuhlgleiter und ggf. zusätzlich geräuschdämpfende Stuhlgleiter gewählt werden.
Ein bestuhlter Boden sollte eben sein und keine Vorsprünge aufweisen. Grobe Bodenfliesen mit vorstehenden Kanten oder abrupte Bodenschwellen/Anschläge können Stuhlgleiter in kurzer Zeit unbrauchbar machen. Hinsichtlich des Komfortmerkmals geringes Geräusch kann ein geeigneter Bodenbelag bereits einen entscheidenden Beitrag leisten.
In vielen Fällen übersteigt die Haltbarkeit der Möbelgleiter die Möbelgebrauchsdauer. Oft ist ein einfacher gerader Stopfen unseres Typs GL in der Farbe Natur oder adäquat ein schräger Gleiter unseres Typs RS in der Farbe Natur eine einfache und zufriedenstellende Lösung und sehr leicht auszutauschen, wenn einmal der Verschleiß zu weit fortgeschritten ist -> siehe auch „Informationen zu Kunststoffen„.
Nicht-öffentliche und öffentliche Ausschreibungen für Bestuhlungen
Soweit in Ausschreibungen bestimmte Stuhlgleiter vorgeschrieben werden, müssen Bodengestaltung/ Bodenbelag, Stuhlgleiter und Nutzungsart so zusammen passen, dass eine vorgesehene realistische Halt-barkeit bei vorgegebener Bodenpflege (Bodenreinigung und Wartung/Inspektion von Böden und Stuhl-gleitern) gegeben ist. Der Ausschreibungstext entscheidet wesentlich über die Lebensdauer der zu beschaffenden Baumaterialien, Objekte und Komponenten.
In vielen Fällen ist hier zunächst der Stuhlgleiter das schwächste Glied und kann infolge von Defekten durch Überbeanspruchung Schäden am Bodenbelag nach sich ziehen.
Bzgl. der Nutzungsart dürfte die Verwendung von Stapelstühlen in Schulen und schulisch genutzten Großräumen sowie bei Eventgroßveranstaltungen die höchsten Anforderungen an Stuhlgleiter stellen.
Hier sollte gut überlegt werden, welche Stuhlgleiter zur Nutzungsart passen.
Fällt dabei die Wahl auf Gelenkgleiter, muss berücksichtigt werden, dass diese zwangsläufig entsprechend dem unterstützen Stuhlbeinwinkel auch in die entgegengesetzte Richtung gedreht werden können. Hier muss das für die Bestuhlung zuständige Personal unbedingt darauf achten, dass die Gelenkgleiter-Gleitflächen weitestgehend plan zum Boden ausgerichtet sind und dass die Stühle von der Stapelung gehoben nicht auf den Boden geworfen, sondern aufgestellt werden.
Andernfalls ist zwangsläufig beim Aufstellen oder der nachfolgenden Benutzung mit dem Abtrennen der Gelenkgleitfläche oder anderweitiger Schädigung der Gelenkgleiter zu rechnen. Die Wahl eines naturfarbenen Schrägstopfens aus PE (unsere Gruppen SRS oder RS) kann die weniger elegante, aber sicherere Lösung sein (ggf. ausreichend weich, farblich nicht auftragend, ggf. etwas höherer Abtragverschleiß).
Wir bieten sämtliche gängigen Gleitflächen an
- Edelstahl
- EPDM
- Filz (in div. Qualitäten natur oder eingefärbt)
- PA (natur oder eingefärbt)
- PE (natur oder eingefärbt)
- POM (natur)
- PP (natur oder eingefärbt)
- PTFE (natur oder eingefärbt)
- PVC-P [weich] (natur oder eingefärbt)
- Stahl (vernickelt oder verzinkt)
- TPE [-U, -V, -E] (natur oder eingefärbt)
Den größten Stopper-Effekt bei gleichzeitig sehr hoher Standzeit über sehr viele unterschiedliche Bodenarten hinweg weist TPE-U auf. Den größten Gleiteffekt (Haft- und Gleitreibung) über sehr viele unterschiedliche Bodenarten hinweg weist PTFE auf.
Einige montierte Gleiteinsätze lassen sich mit wenig Aufwand gegen neue tauschen. Oft ist der Tausch des Gleiters günstiger bzw. sinnvoller, als der Tausch von Gleiteinsätzen in dafür vorgesehenen Gleitern für Wechselgleiteinsätze. Mit Sicht auf einen möglichst universellen Einsatz sind naturfarbene Gleitflächen empfehlenswert. Damit ist dann auch eine evtl. Problematik der Farbmigration nicht gegeben, wenn Boden und/oder Gleiter Vinyl (PVC, EVA, etc.) enthalten. Bei Nassreinigung des Bodens empfiehlt es sich, Möbel mit Gleiteinsätzen aus Filz oder Stahl (vernickelt oder verchromt) solange zu entfernen, bis der Boden vollständig trocken ist. Gleitflächenmaterial und Bodenreiniger müssen kompatibel sein, bzw. sollten keine Wechselwirkung aufweisen.
In Abhängigkeit von einer regelmäßigen und in ausreichend kurzen Abständen erfolgenden Reinigung und Pflege des Bodenbelags und eines pfleglichen Gebrauchs der Stühle kommen ohne Gewähr folgende Paarungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit mit unterschiedlichen Haltbarkeiten der Gleiteinsätze in Betracht (Komfort variierend):
- Laminat (nicht hartstoffversiegelt): je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse weicher* bis mittelharter Filz, TPE, PE, PP, PVC-P (natur)
- Parkett (nicht geölt oder hartstoffversiegelt): je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse weicher* bis mittelharter Filz, TPE, PVC-P (natur)
- Elastischer (Sport)boden: je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse Edelstahl und jeweils naturfarben (nicht eingefärbt) mittelharter Filz, PA, POM
- Linoleum: je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse weicher* bis mittelharter Filz, TPE, PVC-P (natur)
- Weicher glatter Naturstein: je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse weicher bis mittelharter Filz, PTFE, TPE, PVC-P (natur)
- Weicher rauer Naturstein: je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse TPE, PVC-P
- Harter glatter Naturstein: je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse mittelharter Filz, PTFE, PA, PP, PE, POM, PVC-P (natur)
- Harter rauer Naturstein: je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse und jeweils naturfarben (nicht eingefärbt) POM, PA, PP, PE, PVC-P
- Harte glatte Keramikfliesen: je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse mittelharter Filz, PA, POM, PVC-P, TPE
- Teppichboden/Textilboden: je nach Empfindlichkeit und Art Edelstahl, PTFE, PVC-U (Hart-PVC)
- Vinylboden: je nach Empfindlichkeit und Rutschhemmungsklasse Edelstahl, Filz, und jeweils naturfarben (nicht eingefärbt) TPE, PA, PP, PE, POM
- Betonverbundsteine, Waschbeton: POM (natur), PA (natur), Edelstahl
*) weicher Filz hat eine geringe Haltbarkeit –> s. a. „Informationen zu Industriefilze„
Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel ist nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, er stellt jedoch lediglich unverbindliche Sichtweisen und Empfehlungen der Firma Walter Bethke GmbH & Co. KG dar.
Die Walter Bethke GmbH & Co. KG haftet daher nicht für eventuelle Schäden, die aus Umsetzung in die Praxis resultieren können. Besonders hervorzuheben ist die Abstimmung von Bodenmaterial, Gleitflächenmaterial, Einfärbung des Gleitflächenmaterials und Flächengröße der Gleitfläche (Druckbelastung) und des Bodenpflegemittels. Dies muss der Abnehmer zusammen mit dem Hersteller des Bodenmaterials abklären bzw. das ist vom Architekten vorzugeben.
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